Zu Besuch bei Cinthia in Ecuador

von wtebbe

Nachdem uns Cinthia vor knapp zwei Jahren in einem ihrer Briefe angefragt hat, ob wir sie mal besuchen kommen, hat uns dieser Gedanke nicht mehr losgelassen. Vor allem nach dem wir im Fernsehen eine Reportage über Ecuador gesehen haben, wollten wir Cinthia und ihr Heimatland unbedingt kennenlernen.

Und im September war es dann soweit, wir kamen in der Hauptstadt Quito an, von wo aus wir mit einem Guide dieses wunderschöne und sehr interessante Land bereisten. Während der Rundreise waren wir so fasziniert von dem Land, dass wir zwar immer wieder über Cinthia gesprochen haben, aber der Besuch war doch noch etwas zu weit weg. Erst als wir am Ende der Tour in Guayaquil ankamen, machte sich etwas Nervosität breit und wir stellten uns viele Fragen: Wie die Familie uns wohl empfangen wird? Wie sollen wir Cinthia gegenüber treten? Ob ihr unsere Geschenke wohl gefallen? Wie komme ich mit meinen Spanischkenntnissen zurecht?

Dann war der mit Plan vereinbarte Besuchstag da und wir saßen pünktlich um 8 Uhr in der Lobby des Hotels, wo uns zwei Plan-Mitarbeiter abholten. Zunächst fuhren wir nach Santa Lucia wo uns das Büro von Plan und die dortigen Mitarbeiter vorgestellt wurden. Schon hier waren wir sehr erfreut über den herzlichen Empfang. Dann ging es weiter über holprige Straßen oder Wege Richtung Colimes, wo Cinthias Familie wohnt und uns wurde beim Anblick dieser Straßen klar, warum wir Cinthia nur in der Trockenzeit besuchen konnten. Unterwegs kauften wir noch ein paar Tüten voll Lebensmittel ein, um die Familie damit zu beschenken. Schon auf der Fahrt fiel uns auf, dass diese Gegend wesentlich ärmer ist, als die Regionen, die wir während unserer Rundreise kennenlernten. Die Ortsteile von Colimes sind Anhäufungen von unzähligen Hütten, eine an der anderen, und es erstaunte uns, wie der Plan-Betreuer Walter Pinto, da die Übersicht behält. Für uns sah alles gleich aus, wobei Cinthias Familie, im Gegensatz zu vielen anderen, immerhin in einem Haus aus Stein bzw. Beton wohnt.

Dann war es also so weit, wir fuhren vor dem Häuschen vor und wurden erst mal von den Eltern begrüsst. Dann kam Cinthia und hat uns erst mal ziemlich scheu angeschaut. Aber als ich sie dann in den Arm genommen habe, war das Eis schnell gebrochen. Im Haus servierte die Mutter uns leckere Melonenscheiben, Bananen und Weintrauben und wir versuchten uns zu unterhalten, über unsere Reise, das Land, über Deutschland usw. Mit der Mutter hat die Verständigung auf Spanisch einigermassen geklappt, aber Cinthia und ihre Geschwister habe ich praktisch nicht verstanden und wir waren froh, dass der Dolmetscher David dabei war, der dann in Englisch übersetzt hat. Cinthia war sehr still und scheu und wusste gar nicht was sie uns fragen soll, dafür hat ihre älteste Schwester Marisela, die inzwischen selbst schon Mutter von zwei Kindern ist, um so mehr geredet. Nur eins musste Cinthia doch loswerden, denn sie war etwas was enttäuscht, dass ich meine Haare hab abschneiden lassen und eine Brille trage. Auf den Fotos, die sie von uns hat, habe ich längere Haare und eine unauffälligere Brille. Es ist doch immer wieder erstaunlich, was Kinder bewegt. Sehr stolz ist die ganze Familie darauf, dass Cinthia so gut in der Schule ist und wir als ihre Paten sind nicht weniger stolz. Denn wer weiss, ob sie ohne die Unterstützung von Plan auch so fleißig die Schule besuchen und lernen würde?

Da möchte ich auch gleich Walter Pinto, den Betreuer der Gemeinde Colimes erwähnen und ihm für seinen Einsatz für die ganzen Kinder und Familien die er betreut danken. Er macht das wirklich mit viel Herz und man spürt, dass er die Kinder sehr gern hat.

Nach der Erfrischung bei der Familie wollte Walter und die verschiedenen Projekte zeigen, die zur Zeit in Colimes laufen. Zusammen mit Cinthia ging es in einen anderen Ortsteil zu einem Haus in dem sich viele Frauen treffen, um Taschen zu häkeln, die sie dann verkaufen. Hier wurden wir sehr herzlich und fast wie Könige empfangen und einige der Taschenmodelle wurden uns gezeigt. Sie waren sehr erfreut, dass ich ihre Arbeiten bewundert habe, und erzählt habe, dass ich selber auch viel handarbeite. Jetzt im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich ihnen nicht einige Taschen abgekauft habe, um sie am Stand unserer Aktionsgruppe zu verkaufen. Bis jetzt verkaufen die Frauen die Taschen im Bekanntenkreis, aber ich fürchte, dass irgendwann alle Freunde und Verwandte mit Taschen eingedeckt sind. Ich würde es gut finden, wenn mit Plan zusammen ein Weg zum Verkauf dieser Taschen gefunden werden könnte. Die Häkelarbeiten sind sehr schön, nur die Reissverschlüsse sind noch etwas unprofessionell eingenäht. Aber das lernen die Frauen sicher auch noch, oder man macht Modelle ohne Reisverschluss. Wir haben uns im Kreis dieser herzlichen Frauen so wohl gefühlt, dass uns der Abschied richtig schwer fiel.

Die nächste Station war eine Hütte in der wir schon sehnsüchtig von einer Gruppe Kinder erwartet wurden. Diese Kinder haben alle angefangen ein Instrument zu spielen und uns zu Ehren spielten sie ein paar kleine Stückchen, die man bei genauem Hinhören als deutschen Ursprungs erkennen konnte. Ein siebenjähriges Mädchen hielt die Begrüßungsrede, so herzerfrischend aber dabei klar und deutlich dass sogar ich alles verstanden habe. Obwohl wir selber Enkelkinder in diesem Alter haben, waren wir sehr erstaunt über diese Leistung. Auch die Gemeindepräsidentin liess es sich nicht nehmen uns zu begrüssen. Die ganzen Kinder dieser Gruppe stellte sich anschließend mit Namen, Alter und Berufswunsch vor, wobei die meisten Ingenieur oder Doktor werden wollen. Das hat uns sehr bewegt, und wir hoffen sehr, dass wenigstens das eine oder andere Kind die Möglichkeit haben wird etwas anderes zu werden als wie Arbeiter in der Landwirtschaft oder Mutter vieler Kinder.

Nach einem kurzen Besuch in einem Büro einer sozialen kommunalen Einrichtung, die von Plan unterstützt wird und sich überwiegend um die Belange von Frauen und deren Kinder kümmert, die von ihren Männern verlassen wurden, ging es weiter zum nächsten Projekt. Hier trafen wir auf eine Gruppe von Kindern die dabei waren eine Hauswand zu bemalen. Der Betreuer dieser Gruppe erklärte uns, dass es darum ging, die Rechte der Kinder darzustellen.

Nach all diesen Besuchen ging es dann wieder zurück zum Haus der Familie, wo die Mutter mittlerweile ein leckeres Gericht mit Reis und Hühnchen gekocht hat. Aber angesichts der Tatsache dass die Familie keinen Tisch hat, war das Essen ziemlich schwierig, denn wir sind es nicht gewohnt auf dem Schoss und nur mit einem Löffel zu essen. Beim Reis ging es ja sehr gut, aber bei dem Hühnchen, hatten wir doch so unsere Mühe und da unsere beiden einheimischen Begleiter das Fleisch nicht in die Hand genommen habe, wollten wir das auch nicht machen.

Und irgendwann nahte dann doch die Stunde des Abschieds, denn wir hatten wieder zwei Stunden Autofahrt vor uns und unsere beiden Begleiter sollten ja auch irgendwann Feierabend bekommen. Wir haben uns sehr über den herzlichen Empfang gefreut und sind schweren Herzens wieder weggefahren. Aber wir sind überzeugt, dass Plan hier wirklich sehr wertvolle Hilfe leistet und dass unser Geld gut angelegt ist.

Auf der Rückfahrt haben wir uns noch mit Walter unterhalten und als er uns erzählte, dass nicht mal die Hälfte der Paten Kontakt zu ihren Patenkinder halten, waren wir sehr erschüttert. Ich möchte hiermit alle Paten bitten, doch ihren Patenkindern zu schreiben. Unsere Cinthia hat jeden Brief und jede Postkarte gesammelt und ist sehr stolz darauf und es wäre doch sehr schön, wenn sich die anderen Kinder ebenfalls über Post von ihren Paten freuen könnten.


Cinthia mit ihren Eltern

 


 Cinthia mit Walter Pinto, dem Betreuer von Plan beim Betrachten eines Kalenders aus Deutschland

 

 
 Cinthia freut sich über die mitgebrachten Geschenke

 

 
Die
Frauengruppe, die Taschen häkeln gelernt hat

 


Die musikalischen …

 


…und die malenden Kinder von Colimes 

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